Kaufberatung Wanderschuhe

Es gibt keine perfekten Wanderschuhe für alle Gelegenheiten. Die Wahl passender Wanderschuhe kann deswegen immer nur für ein begrenztes Einsatzgebiet gelten. Zudem gibt es unterschiedliche persönliche Präferenzen, die dazu führen können, dass Wanderer trotz gleichen Einsatzgebiets sehr unterschiedliche Wanderschuhe wählen. Die folgende Kaufberatung sollte deswegen nur als Orientierungshilfe und nicht als dogmatische Vorgabe verstanden werden. Es ist allerdings wichtig, beim Kauf von Wanderschuhen die relevanten Kriterien zu kennen, um eine gute Kaufentscheidung treffen zu können.

Weitgehend außen vor gelassen werden in dieser Kaufberatung die Ultralight-Wanderschuhe, denn ein Ultralight-Wanderer setzt fast immer auf leichte Multifunktionsschuhe oder Outdoor-Sandalen, ganz unabhängig vom Einsatzgebiet. Dahinter steckt die Idee, dass ein beweglicher Knöchel mindestens so viele Vorteile bringt wie ein guter Knöchelschutz.

Befestigte Wege oder wegloses Gelände?

Wenn Sie grundsätzlich nur auf befestigten Wegen unterwegs sind, können Sie grundsätzlich zu etwas leichteren Wanderschuhen tendieren. Wenn Sie beispielsweise in einem Mittelgebirge ohne schweres Gepäck unterwegs sind, reicht ein Multifunktionsschuh aus, aber auch ein Leichtwanderstiefel ist eine gute Alternative. Wenn das Gelände steil ist, können Sie auch einen ausgewachsenen Wanderstiefel tragen, um von dem sehr guten Knöchelhalt zu profitieren. Schwere Trekkingstiefel bzw. sind im Hochgebirge bzw. bei schwerem Rucksack eine gute Alternative.

Wenn Sie hingegen durch wegloses Gelände wandern, sollten Sie tendenziell einen etwas stabileren Schuh wählen, um die Unebenheiten des Bodens besser ausgleichen zu können. Wie stabil der Schuh sein muss, hängt von den Bodenverhältnissen ab. Wenn Sie durch gebirgiges Gelände mit vielen Stein- und Felsstrukturen wandern, ist Stabilität besonders wichtig. Auf einer unebenen Wiese reicht hingegen auch schon ein Leichtwanderstiefel.

Wie schwer ist der Rucksack?

Es gibt eine einfache Regel: Je schwerer der Rucksack ist, desto schwerer sollten auch die Wanderschuhe sein. Wenn Sie mit einem Daypack unterwegs sind, müssen Sie auf diesen Umstand bei den Wanderschuhen keine besondere Rücksicht nehmen, da das Gewicht des Rucksacks Ihr Gesamtgewicht kaum erhöht. Wenn Sie aber einen Trekkingrucksack mit 10, 20 oder sogar 30 kg auf dem Rücken tragen, sollten Sie dies bei der Schuhwahl berücksichtigen. Überlegen Sie sich, welche Schuhe für das Gelände ohne Rucksack optimal wären und entscheiden Sie sich dann für die nächstgrößere Variante. Wenn also beispielsweise ein Leichtwanderstiefel die optimale Wahl ohne Rucksack wäre, sollten Sie mit einem schweren Rucksack einen normalen Wanderstiefel wählen.

Flachland, Mittelgebirge oder alpines Gelände?

Jedes Gelände hat einen anderen Schwierigkeitsgrad. Je schwieriger das Gelände ist, desto stabiler sollte der Wanderschuh sein. Zudem gibt es für die Berge spezielle Wanderschuhe (Approach-Schuhe, Bergstiefel, Alpinstiefel). Diese Varianten sind vor allem dann sinnvoll, wenn bei den Wanderungen felsiges Gelände bestiegen werden muss. Für Wanderungen auf befestigten Wegen reichen die normalen Wanderstiefel völlig aus. Genau genommen unterscheidet sich ein Bergstiefel zudem nicht besonders von einem Wanderstiefel oder einem Trekkingstiefel.

Allerdings gilt auch in diesem Fall, dass es keine Regel ohne Ausnahme gibt. Approach-Schuhe sind beispielsweise sehr viel besser als Bergstiefel für leichte Bergprofile jenseits der Wege geeignet, wenn Sie keinen schweren Rucksack tragen müssen.

Frühjahr, Sommer, Herbst oder Winter?

Winter-Wanderschuhe brauchen Sie nur im Winter. Nicht einmal das stimmt uneingeschränkt, denn der mitteleuropäische Winter kann relativ mild sein. Zwar hat jeder Mensch ein anderes Kälteempfinden, aber da die Füße bei Wanderungen in Bewegung sind, sind Winter-Wanderschuhe mit spezieller Fütterung in der Regel erst dann erforderlich, wenn die Temperatur unter den Gefrierpunkt fällt. Oftmals reicht es aber auch dann noch aus, Wanderschuhe ohne Fütterung mit etwas dickeren Socken zu verwenden. Wenn die Füße zu heiß werden und sehr stark schwitzen, ist das ein Nachteil. Deswegen sollten Winter-Wanderschuhe grundsätzlich nur bei kalter Witterung zum Einsatz kommen. Im Schnee sind Leder-Wanderstiefel keine gute Wahl, da sich das Leder auf Dauer mit Wasser vollsaugt, selbst wenn es gut gewachst ist.

Die optimale Passform finden

Jeder Schuh hat einer Passform, die mehr oder weniger gut zu Ihrem Fuß passen kann. Bei konfektionierten Wanderschuhen müssen die Hersteller einen Kompromiss eingehen, damit die Schuhe möglichst vielen Kunden passen. Das bedeutet aber auch, dass die Schuhe nicht allen Kunden gleich gut passen können. Oftmals werden alle Wanderschuhe eines Herstellers auf der Basis einheitlicher Leisten produziert, so dass Sie bei einer ungünstigen Passform nicht nur das Schuhmodell, sondern auch gleich den Hersteller wechseln müssen.

Wenn die Passform allerdings nur in einigen kleinen Details nicht optimal ist, kann es sich durchaus lohnen, mehrere Modelle des gleichen Herstellers zu probieren, denn oftmals gibt es trotz gleicher Passform von Modell zu Modell kleine Unterschiede. Es gibt aber auch Hersteller, die Schuhmodelle mit mehreren Passformen im Angebot haben. Nehmen Sie sich auf jeden Fall viel Zeit bei der Auswahl, denn wenn ein Wanderschuh schlecht zu Ihrem Fuß passt, müssen Sie wahrscheinlich einen hohen Preis in Form von Blasen und Druckschmerzen bezahlen.

Wanderschuhe anprobieren

  1. Anprobe nachmittags oder abends durchführen (Füße sind dann optimal durchblutet)
  2. Wandersocken tragen (im Zweifel eher dickere Socken wählen)
  3. Mehrere Größen probieren, bis Sie die optimale Größe gefunden haben
  4. Im Stehen den Fuß bewegen und mögliche Druckstellen ertasten
  5. Ein paar Schritte machen (mit mehreren Schuhmodellen)
  6. Die besten Modelle länger testen (mindestens 10 Minuten)

Tipps aus der Praxis

In der Outdoor-Szene wird viel über Wanderschuhe diskutiert. Dabei gab es in der jüngeren Vergangenheit eigentlich nur eine revolutionäre Neuerung und das sind die Wanderschuhe mit wasserdichter und atmungsaktiver Membran. Bei den klassischen Wanderschuhen aus Leder hat es hingegen keine wesentlichen Veränderungen gegeben. Sehr innovativ sind die Hersteller auch im alpinen Bereich, aber Alpinstiefel sind nur für einen kleinen Teil der Wanderer interessant. Ein großer Vorteil ist allerdings, dass es heute viele verschiedene Wanderschuh-Typen gibt. Wer heute einen Wanderschuh kauft, muss nicht mehr automatisch einen schweren Bergstiefel erwerben. Es gibt viele hochwertige leichte Wanderschuhe auf dem Markt, die bei vielen Wanderungen dem klassischen Wanderstiefel überlegen sind.

Welche Schuhe brauche ich denn nun?

Ein aktiver Wanderer, der häufig in Mitteleuropa oder ähnlichen Gefilden unterwegs ist, ist nach wie vor mit einem guten Paar Leder-Wanderstiefel gut ausgestattet. Wenn keine Rucksacktouren (größer als Daypack) geplant sind, reichen auch Leichtwanderstiefel. Bei Schuhen mit Membran muss sich jeder Käufer darüber im Klaren sein, dass die Lebensdauer deutlich geringer ist als bei einem klassischen Leder-Wanderstiefel. Membran-Wanderschuhe halten im Durchschnitt etwa 1.500 Kilometer. Ein aktiver Wanderer braucht deswegen mindestens alle 2 Jahre ein neues Paar.

Tipp 1: Wenn die Schuhe nicht wasserdicht sein müssen, sind Leder-Wanderschuhe meist die bessere Wahl.

Tipp 2: Aktive Wanderer sind mit einem Paar Leder-Wanderschuhen und einem Paar Membran-Wanderschuhen gut ausgestattet. Wer viele unterschiedliche Einsatzgebiete abdecken will, braucht eventuell noch das eine oder andere Paar mehr.

Tipp 3: Im Zweifel eher den leichteren Wanderschuh kaufen. Auf langen Strecken zählt jedes Gramm.

Tipp 4: Wenn der Rucksack sehr schwer ist, bringen Trekkingstöcke Entlastung, auch und gerade für die Füße bzw. Knöchel.

Tipp 5: Meist wissen die Einheimischen sehr genau, welche Schuhe für die Wanderregion am besten geeignet sind. Deswegen: Einheimischen Wanderern immer auf die Schuhe schauen!

Tipp: 6: Wanderschuhe mit Membran sind für den Sommer uninteressant, da die Membran bei sommerlichen Temperaturen nur eingeschränkt oder gar nicht atmungsaktiv ist. Optimal funktionieren Membran-Wanderschuhe bei Temperaturen von 15 °C abwärts.