Membran oder Leder Wanderschuhe

Wenn Sie nach Wanderschuhen suchen, müssen Sie sich zunächst entscheiden, ob Sie Schuhe mit einer atmungsaktiven Membran oder Schuhe aus Leder haben möchten. Gore-Tex ist bei den Schuhmembranen der Marktführer und fast alle großen Wanderschuh-Hersteller haben Modelle mit Gore-Tex-Membran im Sortiment. Es gibt aber auch andere Hersteller, die Membran-Wanderschuhe herstellen. Allerdings ist nicht jede Membran wasserdicht, denn es gibt auch wasserabweisende Membrane. Für Wanderer sind aber letztlich vor allem die wasserdichten Modelle interessant.

Zunächst klingt es verlockend: Was könnte schon gehen einen atmungsaktiven und wasserdichten Wanderschuh sprechen. Für viele Einsatzzwecke sind die modernen Wanderschuhe mit Membran tatsächlich die beste Wahl, aber eben nicht immer.

Vorteile für Wanderschuhe mit Membran

  • Wasserdicht
  • Atmungsaktiv: Gutes Fußklima
  • Ideal bei Regen/Feuchtigkeit

Nachteile gegen Wanderschuhe mit Membran

  • Membran hat begrenzte Lebensdauer
  • Membran kaputt: Schuhe extrem undicht (wie ein leckendes Schiff)
  • Membran funktioniert nicht bzw. nur eingeschränkt bei warmem/heißem Wetter
  • Preis-Leistungs-Verhältnis nicht so gut wie bei Lederschuhen
  • Nur bedingt reparierbar

Vorteile für klassische Wanderschuhe aus Leder

  • Gutes Fußklima, weil Leder atmungsaktiv ist
  • Nur wasserdicht nach Behandlung mit Imprägnierwachs
  • Lange Lebensdauer, da immer wieder reparierbar/besohlbar
  • Reparaturen kann jeder Schuster erledigen
  • Exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Auch für warme Temperaturen gut geeignet

Nachteile gegen klassische Wanderschuhe aus Leder

  • Bei winterlichen Temperaturen ist Leder nicht optimal
  • Lederschuhe müssen eingelaufen werden
  • Leder trocknet sehr langsam
  • Leder saugt sich mit Wasser voll
  • Lederschuhe sind ohne Imprägnierung nicht wasserdicht und im gewachsten Zustand nicht mehr bzw. kaum noch atmungsaktiv

In Outdoor-Foren entbrennt sehr schnell eine heftige Diskussion, wenn ein Teilnehmer für oder gegen Wanderschuhe mit Membran Partei nimmt. Der Haupt-Kritikpunkt der Gegner dieser Schuhvariante sind die relativ geringe Haltbarkeit und die Abhängigkeit des Wanderers von der Membran. Wenn die Membran unterwegs kaputtgeht, ist der Schuh undicht und lässt mehr oder weniger ungebremst Wasser eindringen. Das passiert früher oder später jedem Besitzer von Wanderschuhen mit Membran, denn es lässt sich nicht vorhersagen, wie lange die Membran im Einzelfall hält. Es gibt sehr unterschiedliche Erfahrungswerte, aber ein aktiver Wanderer sollte damit rechnen, alle 1-2 Jahre neue Wanderschuhe mit Membran kaufen zu müssen.

Membran kaputt – Schuhe wegwerfen?

Wenn die Membran nicht mehr wasserdicht ist, müssen die Wanderschuhe nicht automatisch auf dem Müll landen. Solange es nicht regnet bzw. der Boden feucht ist, sind Wanderschuhe mit defekter Membran nach wie vor brauchbar. Zudem gibt es die Option, die Außenschicht, die meist aus dünnem Leder besteht, mit Wachs zu versiegeln. Dann geht zwar die Atmungsaktivität verloren, aber immerhin sind die Schuhe wieder halbwegs wasserdicht.

Lederschuhe wasserdicht machen

Grundsätzlich ist es durchaus möglich, mit Imprägnierwachs auch einen Lederschuh wasserdicht zu machen. Das geht aber nur auf Kosten der Atmungsaktivität. In vielen Fällen ist es deswegen sinnvoller, das Leder mit einem Imprägnierspray zu pflegen (siehe Schuhpflege), um eine wasserabweisende Wirkung zu erreichen. Die Atmungsaktivität wird durch eine solche Behandlung allenfalls minimal beeinträchtigt, aber die Schuhe sind vor Feuchtigkeit geschützt. Da sich unbehandeltes Leder relativ schnell mit Wasser vollsaugt, sollten Sie grundsätzlich immer eine Imprägnierung vornehmen, damit der nächste starke Regenschauer zum Desaster wird.

Beim Einlaufen neuer Lederschuhe sollten Sie erst nach dem Einlaufen die Imprägnierung vornehmen, da Feuchtigkeit den Anpassungsprozess des Leders beschleunigt.

Lederschuhe richtig trocknen

Leder ist ein Naturmaterial, das sehr belastbar ist. Allerdings sollten Sie die Belastung nicht übertreiben. Leder kann spröde werden, wenn Sie den Trocknungsvorgang beschleunigen möchten, indem Sie die Schuhe unter die Heizung oder in den Backofen stellen. Stattdessen sollten Sie die Schuhe mit Papier (alten Zeitungen) füllen und bei Zimmertemperatur trocknen lassen. Meist dauert es nicht länger als eine Nacht, bis das Leder mit dieser Methode wieder vollkommen trocken ist.

Lederschuhe haben viele Zehenopfer gefordert

Fragen Sie doch bei Gelegenheit einmal Reinhold Messner, warum er, ebenso wie viele andere Bergsteiger seiner Generation, diverse Zehen verloren hat. Die Antwort wird lauten: Die Lederschuhe waren schuld!

Als Reinhold Messner seine Großtaten im Himalaya vollbrachte, gab es ausschließlich Bergschuhe aus Leder. Diese waren für die Alpen sehr gut geeignet, stießen aber bei den niedrigen Temperaturen im Himalaya an Grenzen. Bei mehrtägigen Touren wurden die Schuhe durch den Schnee nass und es gab keine Chance, das Leder vor der Rückkehr ins Basislager zu trocken. Deswegen hatten die Bergsteiger schon nach kurzer Zeit Eisklumpen an den Beinen und auch die besten Wollsocken konnten nicht verhindern, dass eine Auskühlung stattfand. Wenn dann etwas schiefging und die Tour länger als geplant dauerte, musste der Bergsteiger nicht selten den einen oder anderen erfrorenen Zeh beklagen. Das hat sich erst geändert, als Bergschuhe aus synthetischen Materialien auf dem Markt kamen, die wasserdicht waren und auch kein Wasser aufnahmen. Seitdem kommt es nur noch in seltenen Extremfällen vor, dass ein Bergsteiger eine Zehenopfer beklagen muss.

Auch wenn Sie nicht im Himalaya unterwegs sind, sollten Sie aus dieser Geschichte die Lehre ziehen, dass Lederschuhe in einer feucht-kalten Umgebung sehr problematisch sind. Wenn Sie z.B. im hohen Norden unterwegs sind, müssen Sie mit viel Regen und einem feuchten Gelände rechnen. Lederschuhe sind für diese Bedingungen nicht ideal. Wenn Sie hingegen im Sommer in den Alpen wandern, sind die bewährten Wanderschuhe aus Leder hervorragend geeignet.